Industriestrompreis – kommt er?
Der Ruf nach einem Industriestrompreis wird immer lauter. Die SPD hatte im August ein neues Papier vorgelegt, das 5 Cent pro kWh als künftigen Industriestrompreis vorsieht. Damit würden sogar die von Minister Habeck ins Spiel gebrachten 6 Cent unterboten. Bedingung dafür ist aber, dass die sehr kontraproduktive Regelung bei der Stromnetzentgeltverordnung der intensiven Netznutzung abgeschafft werden müsste. Somit wird die energiewirtschaftlich nicht relevante Netzentgeltreduktion bei konstantem Energieverbrauch in Frage gestellt. Nach Marktinformationen wird auch überlegt, dass der Mittelstand durch einen Transformationspreis profitieren soll. Es wird sich in den kommenden Monaten zeigen, wie sich die politischen Rahmenbedingungen hier entwickeln.
Bei den vor einigen Tagen beendeten Gesprächen des Bundeskabinetts in Meseberg gab es leider keine Antwort auf die Frage, wie die Strompreise auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau gebracht werden können. Laut IHK Rhein-Neckar dürfte sich dieses Problem in der mittel- bis langfristigen Perspektive noch verschärfen. Im Raum steht die Forderung einer Absenkung der Steuern und Abgaben auf Strom, die schnell umsetzbar wäre und die Wirtschaft in der Breite entlasten würde.
Auch der Verband der Unternehmer Baden-Württemberg wünscht sich einen Industriestrompreis. Der UBW erklärte, dass insbesondere in der für die Lieferketten wichtigen Grundstoffindustrie und chemischen Industrie bereits vielfach die Produktion gedrosselt oder eingestellt werden musste. So sei die energieintensive Produktion im vergangenen Jahr um fast 20 Prozent eingebrochen. Es bestehe die Gefahr, dass etliche Anlagen dauerhaft stillgelegt würden, da sich die Geschäftsmodelle mit den hohen Energiepreisen schlicht nicht mehr rechneten. Der Industriestrompreis solle aber keine Dauerlösung sein, sondern nur zur Überbrückung dienen, bis ausreichend Strom aus erneuerbaren Energien zu wettbewerbsfähigen Preisen zur Verfügung stünde, betont der UBW.
