Marktkenner*innen machen sich Sorgen ob der derzeit zu beobachtenden Windstille in Mittel- und Nordeuropa. Zusammen mit der saisongerecht nachlassenden PV-Erzeugung könnte eine länger anhaltende Flaute zu Versorgungsproblemen beziehungsweise exorbitant hohen Preisen und heftigen Preissprüngen führen. Die Winderzeugung war so gering wie seit etwa zehn Jahren nicht mehr.
Aufgefangen werden muss die ausfallende Produktion durch Öl, Gas, Kohle, Pumpspeicher und Importe. Kernkraft, die auch sehr gut geeignet ist, um schnell und flexibel zur Verfügung zu stehen, ist in Deutschland seit dem Frühjahr 2023 kein Thema mehr. Die deutschen Erzeugungskapazitäten sind darüber hinaus dieses Jahr weiter gesunken, da mehrere Kohlekraftwerke, die wegen der Energiekrise vorübergehend wieder ans Netz genommen worden waren, zurück in die Netzreserve gingen.
Am Strompreis bildete sich diese Sorge in den vergangenen Tagen schon ab, die Nachfrage führte hier zum Beispiel für den 6. November in zwei Stunden zu Day-Ahead-Preisen in Deutschland von über 800 Euro/MWh. Der Tag danach sah besser aus, aber trotzdem kostete die teuerste Stunde immer noch über 400 Euro/MWh.
Erhebliche Strompreis-Ausschläge möglich
Die Enoplan GmbH hat ihre betroffenen Kund*innen, die den Spotmarkt nutzen, sofort über die Situation informiert. „Von einigen Unternehmen haben wir erfahren, dass sie nachmittags ihre Mitarbeiter*innen vorzeitig nach Hause geschickt haben, weil sich die Produktion bei solchen Strompreisen wirtschaftlich nicht rechnet“, berichtet Enoplan-Geschäftsführer Ralf Schade.
Die Energiesituation in Deutschland sei in der Tat sehr wetterabhängig. „Wir sollten uns in Deutschland in diesem Winter und in den Folgejahren auf erhebliche Strompreis-Ausschläge einstellen“, warnt Ralf Schade. Mit einer vergleichbaren Situation – dem Zusammentreffen mehrerer ungünstiger Faktoren wie hoher Stromverbrauch bei kühler Witterung, keine Sonne, null Wind mit entsprechenden Konsequenzen an der Strombörse würden Unternehmen im Spotmarkt vermutlich zunehmend öfter konfrontiert. Bis es zu einer flächendeckenden ausreichenden Versorgung mit Batteriespeichern käme, würde noch einige Zeit ins Land gehen.
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